Aufzucht,  Naturbrut

Naturbrut – Tag 1

Erstaunlich wie Natur funktioniert. Eine Henne, die selbst aus einer Kunstbrut geschlüpft und per Hand aufgezogen wurde, eine Henne, die nie eine andere Henne hat brüten sehen überlegt sich von heute auf morgen, dass sie ja mal brüten könne. Und versteht dann den Zusammenhang was zu tun und was das Ergebnis ist. Und erzielt damit ein besseres Ergebnis als wir bisher in so manchem Brutversuch mit professionellen Brütern erreicht haben.

Wir durften heute dieses Wunder miterleben und die Küken beim schlüpfen und die Henne beim versorgen ihrer Küken beobachten.

Als wir heute früh an den Stall kamen lagen vor dem Häuschen kaputte Eierschalen. Schon gar nicht mehr mit einer erfolgreichen Brut rechnend wunderten wir uns ein wenig, bis ein kleines Köpfchen unter der Henne hervorschaute.

Die Freude war riesig über die zunächst 3 kleinen Küken, die vorsichtig durch den Stall wackelten. Dabei vollzog die Henne immer das gleiche Ritual. Sie gab rufe von sich, rannte los zum Wasserspender und trank einen kleinen Schluck. Danach rannte sie zum Futterspender und fraß ein Körnchen. Danach rannte sie wieder in das Häuschen und setzte sich auf die Eier. Die Küken liefen exakt den gleichen Weg nach, wie vorher die Henne und taten es ihr gleich. Viel tapsiger und niedlicher und bei weitem nicht so schnell, jedoch verstanden sie sofort, was sie zu tun hatten.

Gegen Abend wurden die Intervalle, die die Henne das Nest verlassen hatte immer häufiger und länger. Sie wartete eher auf später geschlüpfte Küken und war viel interessierter an ihrer Umgebung bevor sie sich wieder auf ihr Nest setzte. Hier ein Bild von einem frisch geschlüpften Küken, dass noch ganz Nass auf dem Weg zum Futter war.

Und im Vergleich ein früher geschlüpftes.

Hier wartete die Henne geduldig bis das kleine bei ihr war um auch diesem Piepser zu zeigen was das ist.

Bei einem dieser Rundgänge durften wir auch mit ansehen, wie sie die Küken zu sich rief, als sie einen Käfer entdeckt hatte. Mit lautem rufen, scharren und picken gab sie ihnen zu verstehen, dass dies etwas fressbares ist bis ein besonders mutiges Küken den Käfer fing und verschlang.

Im Laufe des Abends stellten wir irgendwann fest, dass die Henne ihr Nest endgültig verlassen hat und mit ihren acht Küken an einer anderen Stelle des Stalls saß.

Auch nach mehreren Minuten machte die Truppe keine Anstalten zurück ins Häuschen zu gehen. Mit einem Blick durch das Gitter in das Häuschen mussten wir jedoch feststellen, dass ein Ei stark angepickt und im Begriff zu schlüpfen war.

In dem Dilemma nicht eingreifen zu können sowie dem Küken eine Chance geben zu wollen, hofften wir, dass es das Küken auch ohne die Wärme der Mutter schaffte aus dem Ei zu kommen. Und tatsächlich gegen halb 9 erblickte das neunte Küken das Licht der Welt. Es lag erschöpft, nass und kalt im Häuschen und gab nur noch leise piepslaute von sich. Als die Henne die aber hörte stürmte sie los, alle Küken hinter ihr her, und setzte sich wieder auf ihr Nest um auch ihr jüngstes in Empfang zu nehmen.

Natur ist einfach faszinierend.

Hier noch ein paar kleine Eindrücke von unseren jüngsten Küken.

Lustigerweise waren wir nicht die einzigen Zuschauer des heutigen Spektakels. Auch unsere großen Wachteln waren sehr interessiert und ständig am beobachten.

Wenn man unsere Henne jedoch so betrachtet, kann man eine ungefähre Ahnung davon bekommen, was es für eine Henne heißt Küken auszubrüten. Völlig erschöpft hat sie bei jeder Gelegenheit die Augen geschlossen und ein wenig gedöst.

Daher verabschieden wir uns für heute und lassen der kleinen Familie nun ihre wohlverdiente Ruhe. Gute Nacht kleine Federkugeln.

Ein Kommentar

  • Dorothea

    Wunderschön beobachtet, wunderbar geschrieben. Ein schöner Bericht, der deutlich macht, wie die Natur ihren Weg geht, wenn der Mensch sie nur lässt.

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