Brut

Brüten – ja oder nein?

Hach sind sie nicht niedlich, die kleinen frisch geschlüpften Hühnerbällchen? Und wie Flauschig und putzig die kleinen Pipser sind.

Egal ob man eine Affinität zu Federtierchen hat oder nicht, Küken findet wohl jeder irgendwie niedlich. Jedoch muss man sich bei der Brut und Aufzucht von Hühnervögeln zwangläufig mit einer Frage beschäftigen: was tun mit den Hähnen?

Bei unseren Aufzuchten haben wir durchschnittlich eine Hähnerate von 40%. Für gewöhnlich können ab der 3. Woche die Hähne das erste Krähen von sich geben. Mit frühestens 5 Wochen ist das Geschlecht an der Kloake zu erkennen und mit ca. 8 Wochen werden die Hähne Geschlechtsreif und beginnen Revierkämpfe um die Hennen. Je nach Wetterlage während der Aufzucht können sich diese Zeitangaben verschieben, sodass das Geschlecht der Tiere manchmal auch erst verspätet zu erkennen ist. So waren wir uns bei unserer letzten Aufzucht während des langen kalten Frühlings bei einigen Wachteln nicht sicher ob es Hahn oder Henne ist. Da wir mit den immer größer werdenden Wachteln irgendwann in Zugzwang kamen sie aus der Aufzuchtbox in den eigentlichen Stall umsetzen zu müssen, entschieden wir uns alle umzusetzen und noch keine Hähne zu separieren. Kurze Zeit später hatten wir jedoch eine große Unruhe im Wachtelstall, die Hennen waren sehr nervös und sahen immer gerupfter aus, unser alter Hahn hat am laufenden Band gekräht und insgesamt herrschte eine ungewohnte Betriebsamkeit im Stall. Als die Hähne endlich verraten haben, dass sie Hähne sind, stellte sich heraus, dass wir nun ein Verhältnis von 50:50 hatten.

Dieses Verhältnis beizubehalten ist keine Option, da die Hähne mit zunehmender Geschlechtsreife ein territoriales Verhalten entwickeln und alles bekämpfen, was ihnen die Hennen streitig machen könnte. Diese Kämpfe enden im Regelfall blutig und können bis zum Tod des Tieres führen.

In Fachbüchern heißt es, dass man auf 4 Hennen einen Hahn halten kann. Unsere Erfahrung zeigt jedoch, dass dieses Verhältnis nur für Zuchtstämme gilt, die Separat gehalten werden. Möchte man eine Gruppe mit mehreren Hähnen halten, sollte das Verhältnis bei 1 zu 8 liegen um Ruhe in den Wachtelstall zu bekommen.

Kommen wir zur eingangs gestellten Frage: was tun mit den Hähnen?

Für viele Nutztierhalter dürfte nur eine mögliche Lösung in Frage kommen. Diese besteht darin, die Hähne, die für die Haltung zu viel sind oder nicht den Zuchtkriterien entsprechen zu selektieren und zu schlachten. Somit Weiß man genau wo das verzehrte Fleisch her kommt und zu welchen Bedingungen gehalten wurde, anstatt Fleisch von Tieren zu essen, die in Massentierhaltung gemästet wurden.

Heutzutage dürfte diese Herangehensweise jedoch für viele befremdlich sein. Viele trauen sich selbst nicht das Schlachten zu, da ihnen Beispielsweise die nötige Fachkenntnis fehlt oder sie niemanden im Bekanntenkreis haben, der dabei unterstützen kann. Daher möchte ich hier noch andere mögliche Lösungen aufzeigen.

Manche Fleischer bieten einen Schlachtservice an. Dabei kann für ein geringes Entgelt das Tier abgegeben und das Küchenfertig vorbereitete Brathähnchen abgeholt werden.

Außerdem besteht grundsätzlich die Möglichkeit Hähne zu verkaufen oder an andere Züchter abzugeben, damit diese Ihre Blutlinien auffrischen können. Jedoch dürfte jedem dabei klar sein, dass es nicht so einfach ist Hähne auf diese Art in verantwortungsvolle Hände zu geben.

Auch mit großem Platzangebot ist die gemeinsame Haltung von Hähne und Hennen nur begrenzt möglich. Jedoch ist die Haltung einer reinen Hahnengruppe, die außerhalb der Sicht und Hörweite von Hennen gehalten wird absolut problemlos und in unbegrenzter Gruppengröße möglich.

Egal für welche der genannten Möglichkeiten man sich entscheidet, sollte diese Entscheidung unbedingt vor der Brut der Eier bzw. der Anschaffung der Küken getroffen werden. Nur so kann man allen seinen Tieren ein artgerechtes Leben und den notwendigen Respekt entgegen bringen.

Sollte keine dieser Möglichkeiten ein gangbarer Weg sein und man nicht eine andere mögliche Lösung finden, sollte man sich ernsthaft die Frage stellen, ob die Brut oder Aufzucht von Küken wirklich das Richtige ist oder man nicht lieder adulte Hennen von seriösen Züchtern kauft.

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